Welcher Gärtner wünscht sich nicht das ultimative Super-Gemüse, das
… völlig unkompliziert wächst und keinerlei Pflege braucht
… man das ganze Jahr über ernten kann und das ständig frisch treibt
… sowohl als Salat, als Spinat, als Gemüse und Gewürz vielseitig verwendbar ist
… super gesund ist und extrem viel Vitamine und Mineralien enthält
… gegen so schlimme Krankheiten wie Gicht und Rheuma, aber auch gegen Erkältung hilft
… auch noch zum Mulchen taugt und Biomasse für einen guten Kompost bildet?
Ihr sagt jetzt bestimmt: „Jeder!“
Angesichts der vielen tollen Eigenschaften des auch Erdholler genannten Wildgemüses müsste man eigentlich auch annehmen, dass jeder Gärtner den Giersch als Nutzpflanze in seinem Gemüsegarten willkommen heißt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Er ist eine der von Gärtnern am meisten gefürchteten Pflanzen überhaupt. Seine ungestüme Vitalität macht ihn unbeliebt, denn wo er einmal wächst, ist er eigentlich nicht mehr wegzukriegen. Hackt man ihn weg, so treibt er nur umso emsiger aus jedem noch so kleinen Wurzelstück eine neue Pflanze.
Zugegeben, die ungeheure Fortpflanzungskraft des Giersch kann sogar einen überzeugten Wildkrautgärtner wie mich ein wenig erschrecken. Aber wenn er nun mal da ist, sollte man einfach das Beste draus machen. Wer Giersch im Garten von bestimmten Stellen vertreiben will, der muss ihn möglichst fleißig ernten. Damit schwächt man die Pflanzen und sie treiben mit der Zeit immer weniger aus; was man nicht essen kann, kann als Mulch auf dem Beet belassen oder auf den Kompost gegeben werden. So erhält der Boden wertvolle Nährstoffe.
Eine Frage der Definition
Wenn man den Giersch als Wildgemüse und Heilpflanze und nicht als Unkraut sieht, wird man sich schnell mit ihm anfreunden. Wenn man seine positiven Eigenschaften kennen gelernt hat, ist man vielleicht sogar froh, soviel von ihm zu haben. Die Koreaner sind den hiesigen Gärtnern da schon einen Schritt voraus. Dort wird der Giersch sogar als normales Gemüse angebaut. Auch in den früheren Kloster- und Bauerngärten wurde er als Nutzpflanze kultiviert.
Aber kultivieren muss man ihn ja gar nicht, denn er wächst ganz unkompliziert und von selbst. Kaum ist der Schnee geschmolzen, entfalten sich die ersten Triebe. Wegen der dreigeteilten, dem Fußabdruck einer Ziege ähnelnden Form seiner Blätter wird er auch Dreiblatt oder Geißblatt genannt. Wie das Gänseblümchen stand er vermutlich schon in der Steinzeit auf dem Speiseplan.
Vielseitig in der Küche nutzbar
3 mal 3, das ist die Formel der Giersch-Pflanze: An einem dreieckigen Blattstiel kommen dreigezackte Blätter hervor. Besonders die jungen, gerade entfalteten, noch hellgrünen Triebe sind am leckersten für frische Salate. Sie schmecken nach einer Mischung aus Spinat, Möhre und Petersilie mit einem Hauch von Sellerie. Bei regelmäßiger Ernte treiben diese zarten Blätter unerschöpflich das ganze Jahr über immer wieder nach.
Ältere Blätter sind etwas intensiver im Geschmack und auch etwas zäher. Sie eignen sich zum Kochen als Spinat und als Zugabe zu vielen Speisen wie Kräuterbutter, Pesto, Suppen, Soßen, Kartoffelgerichten, Bratlingen, Gemüsebroten, Auflauf … .
Getrocknet und zu Pulver verrieben sind die Blätter ebenso wie die etwas schärferen Samen übrigens auch ein gutes Gewürz für Suppen und Saucen und können wie Petersilie verwendet werden. Die Giersch-Samen werden ca. 3mm lang und ähneln den Früchten von Dill oder Fenchel.

Gierschblüten als würzige Dekoration
Auch die Giersch-Blüten sind essbar. Sie sind süßer als der Rest der Pflanze und können Salate oder Suppen verschönern. Außerdem aromatisieren sie Essig, Öl oder Kräuterlimonade. Besonders saftig sind die Stiele und Knospen. Sie kommen frisch, als Gemüse oder auch eingesäuert wie Sauerkraut auf den Wildkraut-Teller.
Wertvolle Inhaltsstoffe
Wie viele Wildkräuter ist auch der Giersch ein wahres Vitamin C-Wunder. Er enthält mehr als 15 mal soviel Vitamin C wie der Kopfsalat, viermal soviel wie Zitronen und schlägt sogar den Rosenkohl, eines unserer vitaminreichsten Kultur-Gemüse noch um das Doppelte. Auch bei den Mineralstoffen ist der Giersch den Standard-Gemüsen weit überlegen. Während es der Grünkohl, eines der mineralstoffreichsten Kultur-Gemüse, gerade mal auf 2 mg Mineralien und Spurenelemente pro 100g bringt, enthält der Giersch mit 27 mg mehr als 13 mal soviel. Er ist besonders reich an Eisen, Kalium, Magnesium, Calcium, Zink, Bor, Kupfer, Mangan, Titan und Kieselsäure.
Geschätztes Heilmittel
Durch den hohen Gehalt an Mineralien wirkt Giersch basisch und fördert den Stoffwechsel und die Harnorgane. Er entsäuert und entwässert den Körper, stärkt das Bindegewebe und hilft, dort eingelagerte Säuren und Giftstoffe auszuschwemmen – ideal zum Beispiel für eine Frühjahrskur und früher wichtiger Bestandteil der Gründonnerstagssuppe. Auch in eine Grüne Soße passt er gut.
Die Volksheilkunde schätzte den Giersch früher außerdem besonders bei der Behandlung von Rheuma und vor allem Gicht. Davon zeugt auch sein lateinischer Name Aegopodium podagraria, der übersetzt ungefähr „die Gicht heilendes Ziegenfüßchen“ bedeutet. Die heutige Forschung konnte bisher keine Inhaltsstoffe nachweisen, welche die nachgesagte Wirkung auf die Gicht belegen. Aber das heißt ja nicht, dass man die schmerzlindernden, krampflösenden und entgiftenden Eigenschaften des Giersch nicht trotzdem für sich nutzen kann. Und wenn das Zipperlein an den Zehen oder Händen zuschlägt, bringt vielleicht ein Breiumschlag mit Gierschblättern genauso eine erste Linderung wie bei Insektenstichen. Auch der Tee aus dem Kraut soll helfen, weiteren Gicht-Anfällen vorzubeugen. Durch den hohen Vitamingehalt ist Giersch außerdem bei Erkältungen ein sinnvoller Unterstützer.
Die gezähmte Alternative
Wer sich vor der Vitalität des Wilden Giersch im eigenen Garten fürchtet, aber trotzdem in seinen optischen und kulinarischen Genuss kommen möchte, kann sich für eine Zuchtvariante entscheiden. Der so genannte „panaschierte Giersch“ (Aegopodium podagraria Variegatum) soll nicht ganz so stark wuchern wie sein wilder Bruder und auch weniger Blüten und damit Samen treiben. So kann man seine Ausbreitung im Garten besser kontrollieren. Trotzdem sollte man auch diesem „gezähmten“ Giersch etwas Platz zugestehen. Der Bodendecker mit schönen mehrfarbigen Blättern kann in der Küche genauso verwendet, wie der wilde. Ob die Zuchtform jedoch auch die wertvollen Inhaltsstoffe und Heilwirkungen wie der echte Erdholler mitbringt, das konnte ich leider bisher nicht herausfinden.
Da der Giersch zur Familie der Doldenblütler gehört, hat er einige giftige Verwandte, mit dem man ihn eventuell verwechseln kann. Um nicht aus Versehen den giftigen Schierling im Topf zu haben, sollten nur Pflanzen gesammelt werden, die man sicher identifizieren kann. Ein gutes Erkennungsmerkmal für den Giersch sind sein petersilienartiger Geruch und der dreieckige Blattstiel-Querschnitt.
Übrigens fressen auch Nager Giersch sehr gerne – habe ich mir sagen lassen. Meine Schildkröte verschmäht ihn, aber vielleicht ist sie auch nur vom frischen Löwenzahn verwöhnt. Also den vierbeinigen Freunden ruhig auch mal den „wilden Spinat“ anbieten. Wer keinen Garten oder Angst vorm Wuchern hat, dem sei der Anbau im Blumentopf empfohlen.
Dieser Artikel ist als Gastbeitrag auf IKnews.de erschienen. Melissa hat dort noch einen schönen Kommentar über die Wirkung des Giersch aus ganzheitlicher Sicht ergänzt.
Unten gibt’s noch ein paar Rezepte, mit denen Ihr Euch den Giersch schmecken lassen könnt.
Fröhliches Wildkräutern!
Der Wildkrautgarten
Rezepte mit Giersch
Giersch-Brotaufstrich
Eine kleine Handvoll möglichst junge Gierschblätter klein hacken oder pürieren, das ganze mit einer Packung Frischkäse oder Quark mischen, nach Bedarf mit Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitrone abschmecken.
Giersch-Limonade
Zutaten:
- ½ Liter Apfelsaft
- ¼ Liter Mineralwasser
- ½ Zitrone
- 5 Stiele Giersch
- 1 Stiel Zitronenmelisse
Zubereitung
Zitrone waschen und in Scheiben schneiden. Die Kräuter ebenfalls waschen. Den Apfelsaft in ein Glas-Gefäß geben. Kräuter und Zitronenscheiben dazugeben. Mindestens 6 Stunden oder über Nacht ziehen lassen. Dann die Kräuter entfernen, mit dem Mineralwasser aufgießen und gekühlt genießen.
Gierschgemüse Römerart
Zutaten
- 4-5 Handvoll Giersch (ca. 200g)
- 2 Zwiebeln
- 3 Knoblauchzehen
- Butter oder Olivenöl zum Braten
- Salz, Pfeffer und Zitronensaft oder Balsamico-Essig zum Abschmecken
Zubereitung:
Zwiebeln und Knoblauch pellen, in kleine Würfel schneiden und mit Butter oder Olivenöl in einer Pfanne glasig dünsten. Giersch waschen, etwa eine Minute in kochendem Wasser blanchieren (also kurz köcheln lassen), dann herausnehmen und nach dem Abtropfen zu den übrigen Zutaten in die Pfanne geben. Bei geringer Hitze dünsten, bis die Blätter weich sind. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft oder Balsamico-Essig abschmecken.
Tipp: Dieses würzige Gemüse schmeckt auch gut zu Nudeln und Kartoffeln oder als Füllung in einer Quiche.
Giersch-Frischsaft-Frühjahrskur
Für eine 10tägige Frühjahrskur täglich neu aus den frischen Trieben Saft pressen und im Verhältnis 1:5 mit Mineralwasser oder Buttermilch verdünnen. Die Dosis langsam ssteigern: am ersten Tag 1 Esslöffel, am zweiten 2 Esslöffel usw… . Diese Kur soll den Stoffwechsel anregen, entschlacken und entgiften. Doch Vorsicht: Zuviel Frischsaft ergibt Durchfall.
Tipp: Zur Entschlackung kann man auch einfach die frischen Triebe im Salat oder als Spinat genießen.
Vielen herzlichen Dank für Ihre umfangreich auf- und erklärenden Beschreibungen und Ausführungen zu den Wildkräutern, especially den Giersch – bin ganz platt und erfreut, dies zu finden … sehr bereichernd diese Seiten und schön übersichtlich und überhaupt ******* 7Sterne
DANKE sagt Susanne
Mein Herzensgruss und DANKE, finde es total eine Bereicherung !!!
Maria ?
Danke für den schönen Artikel! Ich liebe Wildkräuter und schreibe auch hin und wieder etwas darüber auf meiner Facebookseite https://www.facebook.com/HeilpraxisHirschburger/
Da das aber nicht mein Hauptgebiet ist, war ich mal so frei, den Artikel dort zu teilen 🙂 Herzliche Grüße, Britta Hirschburger
Giersch – eine Frage der Definition. Viele Jahre hat er mich als lästiges Unkraut in meinem Garten herausgefordert – nun ist dank „Wildkrautgarten.de“ alles anders. Seit ich Giersch „ernte“ und leckeren Quark zubereitete, zieht er sich zurück, ja er fehlt bisweilen in der gewünschten Menge. Für mich war es die Entdeckung des Jahres in meinem Garten.
Herzlichen Dank und beste Grüße Markus
Schöner Artikel und interessante Rezepte. Ich esse Giersch in diesen Mengen und mag mittlerweile den Geschmack mehr als alle käuflichen Gemüse. Für die Ernte kann ich einen „Ereknnungstipp“ geben. Reißt man Giersch ab (bei uns heißt er Erdholler), dann haben die Stiele einen dreieckigen Querschnitt. Das hat nur der Erdholler !!
Im Garten kennt man ihn ohnehin, aber auf einer Wiese mit vielen Arten sollte man schon sicher sein….
Super Artikel, der Giersch ist aber auch ein prima Salatgewächs, einfach die jungen Blätter zu einem Wildkräutersalat geben oder mit grünem Salat und Rukula mischen, schmeckt echt lecker. Dazu noch ein Geheimtipp : Blutampfer pflanzen, kommt immer wieder und die Blätter sehen im Salat nicht nur top aus, sondern haben auch ein intensives Aroma, passt perfekt zum Giersch
Könnt Ihr mir bitte einmal helfen; wo kann ich Samen vom Giersch bekommen. Ich würde ihn gerne einpflanzen.
Herzlichen Dank im voraus!
Waltraud Wolf
Liebe Waltraud Wolf, wo wohnst du denn?
Ich kann dir gern einen Topf voller Planzen geben.
LG Miri
Wer könnte mir bitte schteiben, wo ich Samen vom Giersch erhalten kann.
Ich würde ihn gerne aufziehen und verwenden. Da ich auf Fuerteventura lebe, deshalb meine Frage!
Herzlichen Dank im voraus.
Liebe Grüße
Waltraud Wolf
Vorsicht !!! Der Giersch sieht dem extrem giftigen Schierling ( Blüte) sehr ähnlich !!!! Man muss unbedingt auf die Blattform achten und darauf das die Blüten nicht rötlich aussehen !!!! Schierling lähmt die Muskeln, auch die Atemmuskeln und kann zum Tod führen !!!!
Hallo,
auch ich danke für die vielen Infos zum Girsch…
wir haben so vieeel im Garten 🙂
Liebe Grüße
Frank
Danke für diesen ausführlichen Artikel. Habe gleich mal eine Girschpesto ausprobiert. Frisch püriert mit Olivenöl, Sonnenblumenkerne, Parmesan, Salz und Pfeffer. War super lecker ?
L.g. Steffi
Ist echt irre. Kämpfe Jahrzehntelang gegen diesen Wucherer , und jetzt lese ich hier, statt Spinat zu säen hätte ich den Giersch fast ganzjährig ernten können.
Ich habe gerade noch überlegt, wie ich ihn endlich aus dem Gemüsebeet bekommen kann. Sämtliches umgraben, rupfen, jäten hat nicht geholfen…pünktlich zum Frühling wieder da 😉 nun betrachte ich ihn als wertvolles Gemüse und meine Welt ist wieder in Ordnung! Vielen Dank:)
Ich habe auch sehr viel Giersch im Garten und schaffe es nicht ihn zu vertreiben. Aber nachdem ich das hier gelesen habe, weiß ich was zu tun ist. Er kommt auf meinen Speiseplan. 👍😊
Vielen Dank für die tollen Tips 🙋
Pingback: Giersch, ein begehrtes Wildkraut und auch ein gefürchtetes Unkraut
Bonjour
Ich bin eine Giersch, Brennnessel und Lőwenzahn Fan. Als Franzősin verwende ich es in Quiche, Crêpe (Pfannkuche), Gauffre (Waffel)
Muffin (wie Marmorkuche), couli (Grüne Sauce salzig oder süss mit Pfefferminze – oder die Blüte in Pudding), in den Brique (Teig zu füllen aus Türkische Laden).
Probieren Sie es ist lecker! Gesundheit im Templer